Ergänzungsantrag zu TOP 02 der Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbands Müllheizkraftwerk vom 23.11.2021
Antragsteller:innen: Andreas Eichenseher, Thomas Ochs, Lucas Büchner, Wolfgang Metzner
Antrag: Der Beschlussvorschlag soll um den folgenden Punkt ergänzt werden:
„2. Ferner wird die Leitung des MHKW damit beauftragt, ein Modellprojekt zur Umsetzung eines klimapositiven Klärschlammverwertungsverfahrens (z.B. Pyrolyse, HTC, etc.) in die Wege zu leiten, die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit aufzuzeigen, Kontakt zu zuständigen Bundesministerien aufzunehmen und einen aussagekräftigen Projektantrag z.B. im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative NKI, anzumelden. Ziel dieses Modellprojektes ist die Umsetzung einer entsprechenden Anlage mittelgroßer Kapazität samt wissenschaftlicher Begleitung und Evaluation der Maßnahme.
Die Ergebnisse dieses Prozesses im Einrichten eines Modellprojektes sollen in die spätere Entscheidung zur zukünftigen Klärschlammverwertung mit einfließen. Mittelfristig kann der Aufbau von Expertise in diesem Bereich in die Verantwortung der/des künftigen Gesamtplaners fallen.“
Begründung:
Der in der Beschlussvorlage vorgeschlagene Weg, am Standort Bamberg die Klärschlämme zu trocknen und anschließend nach Schweinfurt in eine eventuell dort entstehende Monoverbrennung zu transportieren ist eine Möglichkeit, aber weder klimafreundlich, noch wird aus unserer Sicht die nötige Entsorgungssicherheit gewährleistet.
Als Verbandsräte sehen wir uns sowohl den Bürger*innen, als auch der kommunalen Querschnittsaufgabe Klimaschutz in besonderer Weise verpflichtet. Bei regionalen, dezentralen Lösungen, wie zum Beispiel bei der Karbonisierung durch Pyrolyse, der hydrothermale Karbonisierung oder der Vergasung muss der Phosphor nicht aufwändig aus der Asche gelöst werden. Stattdessen entsteht vor Ort ein hochwertiges Karbonisat, das neben anderen Mineralstoffen den Phosphor enthält und Kohlenstoff bindet – also klimapositiv ist.
Erste Erfahrungen von Pionier-Kläranlagen in Sachsen, Bayern und Rheinland-Pfalz – aber auch im Ausland – zeigen, dass dies hervorragend und ohne Rückstände der giftigen Substanzen funktioniert. Zum Teil sogar ohne Zufuhr externer Energie. Allerdings weigert sich die Bundesregierung bislang, das Endprodukt dieser Verfahren in die Düngemittelverordnung aufzunehmen. Entgegen der Logik aller Klimaziele verantwortet die Bundesregierung damit eine Vollbremsung bei Entwicklung und Einsatz dieser klimaschonenden Technologie!
Trotz dieser Hürden zeigt beispielsweise der Zweckverband Frohnbach im Landkreis Zwickau sehr erfolgreich, dass beim Karbonisat aus der dortigen Pyrolyseanlage sowohl alle Grenzwerte für Medikamentenrückstände, Schwermetalle, etc. deutlich unterschritten werden, als auch die Pflanzenverfügbarkeit des Phosphors sehr gut gewährleistet ist. Eine Publikation hierzu wird noch vor dem Jahreswechsel erscheinen.
Auch die Kosten, die über die Abwassergebühren letztendlich die Bürger*innen zu schultern haben, sind bei regionalen Lösungen besser planbar, als bei dem vorgeschlagenen Verfahren. Nach der Monoverbrennung in Schweinfurt muss die Schlammasche zum Phosphorrecycling weitertransportiert werden. Die Kosten hierfür sind noch völlig unklar.
Daher sind wir der Meinung, dass die ernsthafte Planung einer Alternative unabdingbar ist, um im nächsten Jahr eine fundierte, zukunftsfähige Entscheidung zu treffen.
Anhang
*Quelle:
http://www.infraplan-ingenieure.de/wp-content/uploads/2020/03/Seiten-aus-KA-2020-03.pdf
PYREG-Anlage in Schweden:
https://pyreg.com/phosphorus-fertilizer-registered-sweden/
Pyrolyse-Pilotprojekt in Monheim:
https://www.br.de/mediathek/video/klaerschlamm-pellets-biokohle-aus-abwasser-av:60619fd8e3de790013130b53
Fördermittel:
Klärschlammverwertung im Verbund:
https://www.ptj.de/nki/krl/2130
Technologien für die CO2-Kreislaufwirtschaft:
https://www.ptj.de/projektfoerderung/angewandte-energieforschung/technologien-co2-kreislaufwirtschaft
Kommunaler Klimaschutz – Modellprojekte:
https://www.ptj.de/projektfoerderung/nationale-klimaschutzinitiative/modellprojekte
Innovative Klimaschutzprojekte:
https://www.ptj.de/projektfoerderung/nationale-klimaschutzinitiative/innovative-klimaschutzprojekte