Neustart Mehrgenerationenzentrum

Die Gemeinde Kemmern hat in der Gemeinderatssitzung vom 18.07.19 einstimmig den Bebauungsplan für das Mehrgenerationenzentrum der AWO (Arbeiterwohlfahrt) in der Schulstraße beschlossen. Die Einspruchsfrist für den Bebauungsplan endete am Montag, 23.09.19. Viele haben die Möglichkeit genutzt und ihre Einwände schriftlich oder persönlich persönlich im Rathaus vorgebracht. In der Bürgerversammlung am Mittwoch, 11. Dezember 2019 um 19 Uhr im Schulungsraum des neuen Feuerwehrhauses (Langäcker 1) wurde der Entwurf des Bebauungs- und Grünordnungsplans „Mehrgenerationenhaus Kemmern“ vorgestellt. Alle Einwände wurden in einer Sonderveröffentlichung des Amtsblattes abgehandelt. Die Planung ist jetzt rechtskräftig.

Wir sind der Meinung, dass die Planung in ihrer jetzigen Form sich nachteilig für Kemmern auswirken wird und fordern einen Neustart der Planung mit allen Beteiligten.

Die bestehenden Einrichtungen für Kinder sind die klaren Verlierer denn

– die Schule verliert etwa 6.000 m² ihrer Außenanlagen (Hartplatz, Teile des Sportplatzes, Rennbahn, Spielgeräteplatz, Wiese). Das sind fast 2/3 des derzeit von den Kindern während der Pausen und der Mittagsbetreuung genutzten Freiraums.

– die verbleibende Sportwiese neben der Turnhalle wird zum Hartplatz mit Laufbahn umgewandelt. Eine Wiese zum Rennen, Toben und Fußballspielen wird es dann nicht mehr geben.

– das Schulgelände verliert seinen weitläufigen Parkcharakter. Die gesamte Hecke und fast alle Bäume sind zur Rodung freigegeben. Auch die großen Linden an der Turnhalle. Bis neu gepflanzte Bäume die Größe und Qualität für die Natur und das Klima erreichen, vergehen Jahrzehnte. Das Schulgelände wird dadurch anfälliger für Hitze im Sommer.

– ob es eine echte Beteiligungsmöglichkeit bei der geplanten Umgestaltung des Schulhofes geben wird, ist nicht klar. Die Umgestaltung muss auf alle Fälle, wie vom Schulamt gefordert, vor dem Bau des Mehrgenerationenzentrums stattfinden.

– die jetzige Kindertagesstätte St. Maria und die Grundschule werden aller zukünftigen Entwick-lungsmöglichkeiten beraubt. Zudem wartet die Kindertagesstätte seit Jahren auf die Sanierung und Erweiterung.

– auch in der geplanten neuen Einrichtung für Kinder fehlt der Platz. Zum Vergleich: im Kindergarten St. Maria stehen etwa 1.500 m² Außengelände für 1 Krippengruppe und 3 Kindergartengruppen zur Verfügung. Im geplanten Kindergarten werden es geschätzt etwa 800 m² für 2 Krippengruppen und 2 Kindergartengruppen sein. Das mag rechnerisch dem gesetzlichen Mindeststandard entsprechen. Aber ein Kindergarten in einer ländlichen Gemeinde wie Kemmern sollte ein Freigelände haben, dessen Fläche deutlich über dem Mindeststandard liegt.

Die Planung schafft neue Konflikte und bietet keine Lösungen für bestehende Probleme

– Die Lage der 35 seniorengerechten Wohnungen in unmittelbarer Nähe zu einer Schule und zwei Kindertagesstätten ist in Zeiten, in denen an vielen Orten von Anwohnern gegen den „Lärm“ von Kindergärten und Spielplätzen gerichtlich vorgegangen wird, problematisch.

– Die Verkehrs- und Parkplatzsituation rund um die Schule und den Kindergarten ist heute schon für die Kinder gefährlich. Der Bebauungsplan zeigt keine Strategie zur Verkehrsberuhigung auf. Vielmehr wird das Verkehrsaufkommen durch die Erschließung des neuen Kindergartens über den Fußweg zur Breitengüßbacher Str. noch erhöht.

– Die Planung bietet keine Strategien für die bereits heute angespannte Situation der Schulkind-betreuung.

– Die bestehende Kindertagesstätte St. Maria kämpft seit Jahren um Gelder für eine umfangreiche Sanierung und Erweiterung. Statt dieses Projekt gemeinsam mit dem Träger, der Katholischen Kirchenstiftung, voran zu bringen, wird direkt nebenan eine komplett neue Einrichtung geplant, während die bestehende Kindertagesstätte Jahr für Jahr baufälliger wird. Für eine Erweiterung des bestehenden Kindergartens St. Maria wird dann kein Platz sein bzw. werden dessen Freiflächen beschnitten werden müssen.

Neustart der Planung für Kinder und Senioren in Kemmern

Ja, die Planung verspricht 35 Seniorenappartements und eine Tagespflegeeinrichtung. Und ja, Kemmern benötigt dringend ein passendes Pflegeangebot für ältere Mitbürger*innen. Aber nicht wenn dadurch die bestehenden Einrichtungen auf der Strecke bleiben.

Die Schulfamilie und die Kindertagesstätte St. Maria wurden bisher nur selektiv informiert. Es gab trotz der massiven Eingriffe in den Bestand der Schule bisher keine Vorstellung der Planung auf einem Elternabend und keine Möglichkeit zur aktiven Beteiligung. Alle Kinder, die in Kemmern von dieser Planung erfahren, sind damit nicht einverstanden und fragen, was man dagegen tun könne.

Darum sehen wir es als notwendig an, die bestehende Planung doch noch einmal zu überdenken. Wir möchten wissen, ob es nicht doch möglich ist, die Seniorenbetreuung oder den Kindergarten z. B. im zu entwickelnden Baugebiet Bettelweg umzusetzen.

Wir fordern, dass die Gemeinde Kemmern sowohl die Sanierung der Kindertagesstätte St. Maria, die Entwicklung der Schulkindbetreuung, die Verkehrssituation um Schule und Kindertagesstätte und die Umgestaltung des Schulhofes mit höchster Priorität voranbringt und dabei eine echte Bürger*innenbeteiligung ermöglicht.

Die jetzige Planung schmückt sich mit Begriffen wie „Nachhaltigkeit“, „Innenverdichtung“ und „Leuchtturmprojekt“. Tatsächlich liegt die Planung am Ortsrand von Kemmern. Ökologische Ziele bei der Umsetzung (Energie, Wasser, Baustoffe) beschränken sich auf eine Holzfassade für den Kindergarten und ein Gründach. Für das Mehrgenerationenzentrum wird nahezu der gesamte Baum- und Heckenbestand des überplanten Geländes zur „Rodung bei Bedarf“ freigegeben und durch versiegelte Flächen (Parkplätze, Zufahrten, Gebäude) ersetzt.

Wir wollen daher erreichen, dass bei der jetzigen Planung noch einmal die Pausetaste gedrückt wird und bei einem gut moderierten Runden Tisch mit Vertretern aller Gruppen eine für Kemmern wirklich nachhaltige Lösung (ökonomisch, sozial und ökologisch) gemeinsam erarbeitet wird.

Stand: 22.09.2019 Kontakt und V.i.S.d.P.: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN OV KEMMERN Jessica Motzer und Thomas Ochs Tel (0177) 6001170, kemmern@gruene-bamberg-land.de www.gruene-bamberg-land.de/ortsgruppen/kemmern

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