Energiewende: was die Region Bamberg jetzt tun muss

MdL Martin Stümpfig zu Gast in Bamberg

Der Energieexperte der Grünen Landtagsfraktion, Martin Stümpfig, sprach auf Einladung von Stadtrat Andreas Eichenseher am 17. Januar 2023 bei einer öffentlichen Veranstaltung des Kreisverbandes GRÜNES BAMBERG. In einem kurzweiligen Vortrag skizzierte er Potentiale und Zielsetzungen in den Bereichen Strom und Wärme in Bayern, aber auch konkret in der Region Bamberg. Aktuell brauchen Stadt und Landkreis Bamberg rund 1 Mrd. kWh Strom. Während die Stadt ihren Strombedarf nur zu etwa 11 Prozent aus erneuerbaren Energien vor Ort decken kann, liegt der Deckungsgrad im Landkreis bei rund 95 Prozent. Den großen Unterschied machen die 35 Windenergieanlagen sowie 22 Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Landkreis. 

„100 Prozent Erneuerbare im Stadtgebiet sind natürlich nicht erreichbar, da braucht es schon Unterstützung aus dem Landkreis“, macht Stümpfig klar und gibt als ambitionierte Zielmarke einen Anteil von 30% bis 2026 vor. Eine Solaroffensive auf Dachflächen, Parkplätzen und Fassaden und 5.000 neue Dachanlagen hält er für möglich. An den Stadträndern sollten vier kleinere Photovoltaik-Freiflächenanlagen entstehen und der Umgang mit Solaranlagen auf Denkmälern muss zeitgemäßer werden. Auch wichtig: eine Energieeinsparungskampagne, um den Bedarf insgesamt zu reduzieren.

MdL Martin Stümpfig im Austausch mit dem gemeinsamen Arbeitskreis „Energie und Klimaschutz“ der grünen Kreisverbände „Grünes Bamberg“ und „Grüne Bamberg Land“

30 neue Windräder für den Landkreis Bamberg

Für den Landkreis Bamberg gibt Stümpfig bis 2026 als Ziel 30 neue Windräder, eine Solaroffensive und 20 große Photovoltaik-Freiflächenanlagen vor, ebenfalls flankiert von einer Energieeinsparungskampagne. „Gerade die Stimmung gegenüber der Windkraft hat sich verändert. Ich bin zuversichtlich, dass wir mittelfristig auch deutlich mehr als 30 neue Windräder im Landkreis bauen können“, schätzt Bernd Fricke, Zweiter Bürgermeister Stegaurach und Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag. 

Im Strombereich wären Stadt und Landkreis Bamberg zusammen damit bei 100% Versorgung mit lokal erzeugten Erneuerbaren Energien. Dass die Realisierungschancen tatsächlich nicht zu gering sind liegt auch an den noch vorhandenen Leitungskapazitäten der Stromnetze in der Region. Kombiniert mit großen Batteriespeichern an beispielsweise den beiden Umspannwerken wäre die Energiewende im Stromsektor auf einem sehr guten Weg.

Mit im Gepäck: Konkrete Maßnahmen für das Gelingen der Energiewende in der Region Bamberg

Erneuerbare Wärme entscheidend für Klimaschutz

Noch weitaus mehr CO2-Emissionen als aus dem Stromsektor stammen aus dem Wärmesektor (2- bis 3-mal mehr). Die Schwierigkeit: die Umstellung tausender Heizsysteme auf Erneuerbare Energiequellen ist weitaus komplexer. Von großer Bedeutung werden Förderprogramme für energetische Gebäudesanierung sein. Die Kommunen, also Stadt Bamberg und die einzelnen Gemeinden im Landkreis, müssen zudem zeitnah kommunale Wärmepläne erstellen und auf Basis dessen Nahwärmenetze entwickeln und ausbauen. 

Solche Wärmenetze können etwa über Erdwärme, große Solarthermieanlagen oder auch Abwärme aus der Industrie gespeist werden. Sollten sich die aktuellen Forschungen hinsichtlich des tiefengeothermischen Potentials zwischen Bamberg und Coburg als fruchtbar erweisen, können auch bestehende und künftige Fernwärmenetze davon profitieren.

„Um die Energiewende zu schaffen braucht es eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Unternehmen und vor allem privaten Hauseigentümer:innen“, so Eichenseher und der Kreisverbandssprecher Timm Schulze. „Die Kommunen müssen nun vor allem zeitnah Konzepte für den Ausbau von Wärmenetzen vorlegen, schließlich wollen zahlreiche Bürger:innen wissen, ob sie künftig Aussicht auf einen Anschluss ans Netz haben, oder selbst beispielsweise Wärmepumpen installieren sollten.“

Die gute Nachricht, so Stümpfig abschließend: „Technisch ist die Energiewende gelöst. Jetzt müssen wir sie halt auch umsetzen.“

MdL Martin Stümpfig (2. v. r.) mit MdL Ursula Sowa (2. v. l.), Stadtrat Andreas Eichenseher (r.) und Kreisrat Bernd Fricke (l.)

Fotos: Thomas Ochs

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