Kemmern (Lkr. Bamberg): Bei der Gemeinderatssitzung in Kemmern am 22.05.2025 habe ich mich im nichtöffentlichen Teil der Sitzung anlässlich der Ersatzbeschaffung eines Mulchgerätes für mehr blüh- und insektenfreundliche kommunale Grünflächen eingesetzt. Die Antwort: Vorgeblich wird das schon alles in Kemmern umgesetzt. Ein extra Pflegekonzept für Grünflächen brauche es nicht, der Bauhof wisse schon was zu tun sei, mehr wäre zu aufwendig und die Leute wollen „ordentliche“ Flächen.

In Kemmern kann man tatsächlich viele positive Beispiele sehen. Hier wurde nur der Bereich um die Sitzbank gemäht. Im Hintergrund darf die Salbeiwiese blühen. 23.05.25 Foto: A. Schmitt

In der Kemmerner Flur gibt es noch vergleichsweise viele blühende Wiesen. Auch am Hochwasserdamm und auf den im Rahmen städtebaulichen Sanierung angelegten Beeten blüht es vorbildlich.

Da sollte meine Frage nach einem blüh- und insektenfreundlichen Pflegekonzept für alle kommunalen Flächen eigentlich auf großes Interesse stoßen.
Es ist klar, dass verkehrsrechtliche Sicherheitsbelange Vorrang haben. Ein Sportplatz muss gut bespielbar sein. Und auch ich bin dem Bauhof wirklich dankbar, wenn die Vegetation nicht auf den Radweg hängt. Aber Möglichkeiten gäbe es beispielsweise bei den Grünflächen an der Schule und am Ortseingang.

Auch wenn die einzelnen (Teil-)Flächen klein erscheinen, können sie als Trittsteine dienen. Das Netzwerk Blühende Landschaften schreibt dazu: „Diese Maßnahmen müssen keinen höheren Aufwand bedeuten. Oft haben minimale Veränderungen in Planung, Anlage und Pflege schon einen großen Effekt auf die Tierwelt. So kann jede Kommune Vorbild sein und einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz leisten – und dadurch vermehrt Akzeptanz bei der Bevölkerung für naturnahe Grünflächen schaffen und auch zum Mitmachen motivieren.“
Was blüht im Mai auf den Wiesen
Um die Schönheit der jetzt im Mai auf den Wiesen blühenden Pflanzen zu zeigen, habe ich eine kleine Mini-Ausstellung aufgebaut: lila Wiesen-Glockenblume, rosa Kuckucks-Lichtnelke, gelber Hahnenfuß und blauer Wiesen-Salbei, weiße Wiesen-Margerite – so bunt kann Grün sein.

Damit eine Grünfläche zur insektenfreundlichen Blühfläche wird, sind nur wenige Pflege-Grundsätze zu beachten:
- Weniger häufig, hoch und langsam mähen, damit die Blühpflanzen Samen bilden können.
- Mähgut entfernen, damit die Fläche nährstoffärmer wird. Das Schnittgut vorher für wenige Tage liegen lassen.
- Mähen statt Mulchen. Mulchgeräte töten nahezu alle Insekten und Kleintiere. Wenn es nicht anderes geht, das Mulchgerät möglichst hoch einstellen (nicht unter 10 cm), mittags oder am frühen Nachmittag bei trockenem, warmen Wetter verwenden, langsam mähen, einen Gittervorhang oder Abstreifer anbringen und die Flächen in Abschnitten pflegen, so dass Rückzugsbereiche stehen bleiben.
Für Bauhöfe gibt das Praxis-Handbuch des Bayerischen Umweltministeriums konkrete Schritt-für-Schritt Anleitungen, wie z. B. aus einer totgemulchten Grünfläche ein blühreicher Lebensraum für Insekten und Schmetterlinge werden kann kann. Vom Umweltminister bis zu den Geschäftsführer des Bayerischen Landkreistages werben namhafte Personen dafür, diese Empfehlungen auch in allen Bayerischen Kommunen umzusetzen. Der Landschaftspflegeverband Bamberg und die Kreisfachberatung für Gartenbau und Landespflege haben bereits Praxisschulungen für die Kommunen im Landkreis Bamberg angeboten und stehen mit Rat und Tag zur Seite.
Beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“ haben fast zwei Millionen Menschen in Bayern gefordert: wir brauchen wieder mehr Blühwiesen, mehr Lebensräume für Insekten und ein Umdenken bei der Gestaltung und Pflege unserer Grünflächen.

Kemmern hat dabei mit seiner Lage im Maintal und am Naturpark Haßberge eine besondere Verantwortung für das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000. Vor allem für die Flächen des Hochwasserdammes ist ein von Wasserwirtschaftsamt, Gemeinderat, Bauhof, Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam entwickelter und getragener Pflegeplan nach ökologischen Kriterien absolut notwendig, wenn die Unterhaltsverpflichtung zukünftig in die Verantwortung der Gemeinde Kemmern übergeht.
Und für Kommunen gibt es dafür sogar eine extra KfW-Förderprogramm https://www.kfw.de/s/deiB3_00
Die KfW schreib dazu auf ihrer Seite: „Mit dem Zuschussprogramm „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“ hat die KfW im Auftrag des BMUV im Jahr 2024 bereits Fördermaßnahmen von über 300 Städten und Gemeinden aus allen Bundesländern mit einem Gesamtvolumen von ca. 180 Mio. Euro zugesagt. Wir freuen uns, Ihnen dieses Programm nun wieder anbieten zu können. Das Programm wurde ausgeweitet auf die Förderung von Maßnahmen zur Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen durch Entsiegelung.“
Und ökologisch bepflanzen Baumscheiben helfen den Bäumen, den Tieren und sehen halt auch einfach schöner aus 🙂
23.05.2025 Anne Schmitt
P.S. Wenn Du aus Kemmern bist und Dich einbringen willst. Komm einfach zu unserem nächsten Schnuppertreffen.
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