Luxushotel sticht ÖPNV 17. Februar 202317. Februar 2023 Situation der Bussteige am Bamberger Bahnhof Foto: Thomas Ochs Neue Planungen in der Ludwigstraße schockieren die grüne Kreistagsfraktion. Landkreis Bamberg – Seit über zehn Jahren warten die Bürger:innen der Stadt, insbesondere jedoch die Einpendler:innen und Bahnreisenden auf eine angemessene Mobilitätsdrehscheibe am Bamberger Bahnhof. Die Verknüpfung von Bahn und Bus ist zentraler Baustein für moderne Mobilität und des gemeinsamen ÖPNV-Konzepts von Stadt und Landkreis. Der hierfür geplante und zwingend notwendige Regionale Omnibusbahnhof (ROB) auf dem Areal zwischen Bahnhofsgebäude und Zollnerunterführung kann nach bisher bekanntem Stand erst nach 2030 angegangen werden. Die Bahn blockiert kontraproduktiv und nicht nachvollziehbar das Gelände zur Bauabwicklung für die ICE-Strecke. Als kurzfristig realisierbare Zwischenlösung haben Stadt und Landkreis Bamberg 2020 die Planung von barrierefreien Bussteigen, beidseitig zwischen Atrium und ehemaligem Postgebäude, in Angriff genommen. Diese Zwischenlösung entfällt jetzt mit dem Wegfall der Bussteige für ein 4-Sterne Hotel. Bernd Fricke, Fraktionsvorsitzender der grünen Kreistagsfraktion, erläutert: „Im August 2024 startet in der gesamten Region Bamberg das neue Buskonzept mit fast doppelt so vielen Fahrten als bisher. Zusätzlich werden wir weiterhin Schienenersatzverkehr am Bahnhof Bamberg abwickeln müssen. Hier herrscht heute schon oft ein unübersichtliches Durcheinander. Wie soll das ab 2024 funktionieren, wenn weder der ROB – der 2017 fertig sein sollte – kommt, noch die Zwischenlösung in der Ludwigstraße umgesetzt wird?“ Der grüne Kreisrat Thomas Ochs zeigt sich als Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe ÖPNV schockiert: „Die Planer in der Stadt streichen aus heiterem Himmel Infrastrukturmaßnahmen, die für die bevorstehende Verbesserung des ÖPNV dringend nötig sind, weil ein Investor vor seinem Luxushotel keine Bushaltestellen haben möchte. Alternativen? Fehlanzeige! Wir müssen an dieser Stelle schon fragen, welcher Stellenwert dem ÖPNV, also Mobilitätsangeboten für die gesamte Bevölkerung hier von den Verantwortlichen in der Stadt zugemessen wird? Oder ganz konkret gefragt: Ist das Partikularinteresse eines Investors wichtiger als die Gemeinwohlaufgabe ÖPNV?“, so Ochs. „Ohne massive Stärkung des ÖPNV wird es in Bamberg schwer mit der Reduzierung des Autoverkehrs. Der Wille, dies aber engagiert anzugehen ist von Seiten der Stadt offenkundig nicht wirklich vorhanden“, ergänzt Fricke. Kreisrätin Barbara Müllich stellt dazu fest: „Die Geschichte des ROB und des gemeinsamen ÖPNV-Konzepts wird offenkundig von Seiten der Stadt nicht als wichtige und notwendige Sache wahrgenommen.“ „Dabei haben Stadt und Land zusammen das zukünftige ÖPNV-Konzept beschlossen. Seitdem sehen wir aber keine Bereitschaft mehr, dies zusammen mit dem Kreis engagiert voranzutreiben“, so Müllich. Für Thomas Ochs ist klar, was jetzt passieren muss: „Wir brauchen sofort konkrete Maßnahmen für die Verbesserung des Busverkehrs am Bamberger Bahnhof. Der Bebauungsplan für den ROB ist bereits seit 2021 vorhanden. Die finanzielle Beteiligung des Landkreises ist seit 2008 beschlossen. Der Baubeginn darf nicht noch länger verzögert werden, die Feinplanung muss jetzt starten. Zusätzlich brauchen wir spätestens im Frühsommer 2024 alle als Ergänzung zum ROB geplanten Bussteige in der Ludwigstraße oder eine gleichwertige Alternative.“ Abschließend stellt Kreisrätin Helga Bieberstein fest: „Das zukünftige Mobilitätskonzept des Landkreises ist gerade dabei, bei den Bürger:innen anzukommen. Angesichts der Preissteigerungen würden viele Landkreis-Bürger:innen gerne aufs Auto verzichten und hoffen darauf, dass ab 2024 tatsächlich ein deutlich besseres ÖPNV-Angebot startet. Dafür muss aber die Stadt Bamberg ihre Hausaufgaben machen und die beschlossene und vom Landkreis mitfinanzierte Infrastruktur schaffen, anstatt in beispielloser Ignoranz die Interessen der Allgemeinheit den fragwürdigen Befindlichkeiten der Atrium-Investoren unterzuordnen ohne Ersatz oder Alternativen zu schaffen.“ Der Umgriff des Bamberger Bahnhofs – seit Jahrzehnten ein unwürdiges Eingangstor zum WeltkulturerbeFoto: Thomas Ochs