Der Cleantech Innovation Park Hallstadt als grüner Think Tank für
die Transformationsregion Bamberg

Transformation als Chance für die Autoregion Oberfranken
In ganz Oberfranken sind über 40.000 Menschen in der Zulieferindustrie beschäftigt. Allein in der Region Bamberg sind das mit über 20.000 Menschen rund ein Fünftel der Arbeitnehmer:innen. Die Zulieferindustrie hat über viele Jahrzehnte Wohlstand in die Region gebracht. Es entstanden gut bezahlte und abgesicherte Arbeitsplätze. Viele der kleineren Betriebe stehen für Erfindergeist, Speziallösungen und mittelständisches Knowhow auf Spitzenniveau.

Jahrzehntelang führten Autos aus Bayern und Kfz-Teile aus Franken die Weltspitze der Automobilbranche an. Damit das so bleibt, ist Veränderung unumgänglich – denn die Welt dreht sich weiter und Oberfranken mit ihr. Große Veränderungen tun sich auf: internationale Lieferketten sind vermehrt beeinträchtigt, Antriebstechnologien und die Nachfrage nach Mobilität wandeln sich, neue digitale Anwendungen halten Einzug in Produktionsprozesse und die alltägliche Mobilität. Die Corona-Pandemie hat die Veränderungsprozesse nochmals beschleunigt. Für Betriebe, die ohnehin schon dem Strukturwandel unterliegen, ist das eine große Herausforderung und Gefahr. Es gibt aber auch große Chancen, die Betriebe in der Region durch eine aktive Gestaltung der Transformation zukunftsfähig aufzustellen und damit unseren Wohlstand zu sichern. Oberfranken muss gezielt auf klimafreundliche Technologien setzen und sich so zu einer
modernen Mobilitätsregion entwickeln. Der Standort Hallstadt kann mit dem Cleantech Innovation Park ein Leuchtturm für die erfolgreiche Transformation in der Region Bamberg sowie der gesamten fränkischen
Zuliefererindustrie werden. Mit unserer Vision liefern wir einen Impuls für die nötigen Weichenstellungen.


Unsere Vision für den Cleantech Innovation Park

  1. Grüner Think Tank für kleine und mittlere Unternehmen in der Region
    Der Cleantech Innovation Park muss insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aus der Region bei der grünen Transformation helfen und die verfügbaren Unterstützungsmöglichkeiten für sie zugänglich machen. Die Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim (WiR) hat mit Unterstützung des Bayerischen Wirtschaftsministerium eine Studie zur Diversifizierung insbesondere der Autoindustrie und zu den Potentialen der KMU in Auftrag gegeben. Bereits vor der Veröffentlichung ist klar, dass die Unternehmen insbesondere bei der Produktentwicklung und der Erschließung der Förderlandschaft Unterstützung benötigen. Der Cleantech Innovation Park und seine Einrichtungen bieten die Chance, ein zentrales Anlauf- und Beratungszentrum für KMU zu werden und sie so bei ihrer nachhaltigen Transformation zu unterstützen. Mit Hilfe der Studienergebnisse der WiR sollen für die Unternehmen spezifische Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, so dass möglichst vielen Zulieferbetrieben der Region mittels Spezifizierung und Diversifizierung ein sozialer und ökologischer Umbau gelingt. In der Regel haben KMU keine finanziellen und personellen Kapazitäten, um sich eigenständig mit komplizierten Förderrichtlinien zu beschäftigen und die für sie passgenaue Förderung zu finden. Spezielle Ansprechpartner:innen und das Zusammenkommen an einem Ort bieten die Möglichkeit, Unterstützung zu erhalten, sich überregional zu vernetzen und gemeinsame innovative Synergien zu erzeugen.
    Das Potenzial der oberfränkischen Hochschullandschaft muss für die KMU der Region bestmöglich zugänglich sein. Über den Cleantech Innovation Park sollte diesesZusammenspiel intensiviert und ausgebaut werden. Die Transformationsregion Bamberg eignet sich hervorragend dazu, als Vorbild und Leuchtturmregion für die Transformation der gesamten Branche zu dienen. Es darf nicht nur darum gehen, Fördermittel zu gewinnen. Vielmehr soll hier ein Kompass und eine Vision für die Zukunft aktiv erarbeiten werden. Die Erfahrungen mit dem Cleantech Innovation Park als Werkzeug gelungener Transformation sollten darum in Zukunft aktiv nach außen kommuniziert und für andere Transformationsregionen zugänglich gemacht werden.
  2. Gelände für und mit Hallstadt
    Der Cleantech Innovation Park Hallstadt hat das Potential, in einen integralen Teil der Stadt Hallstadt weiterentwickelt zu werden. Dafür müssen jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden. Um einen belebten Ort der Innovation zu schaffen, ist eine Mischform aus Wohnen und Gewerbe bei der Entwicklung des Geländes sinnvoll. Wir fordern die Aufstellung eines Bebauungsplans, um die Themen Wohnen sowie Weiterentwicklung des Ortes in den Planungen zu berücksichtigen. Das Gelände soll insbesondere Offenheit ausstrahlen. Für einen Ort der Kooperation ist es wichtig, die öffentliche Zugänglichkeit sicherzustellen und eine hohe Aufenthaltsqualität zu schaffen. Ein eingezäuntes Industriegelände passt nicht zum Gedanken des kreativen Miteinanders. Mittelfristig müssen deshalb auch die verbleibenden Bestandshallen in ein zukunftsweisendes Gesamtkonzept integriert werden. Hallstadt hat in den letzten Jahren an anderen Stellen wertvolle Grünflächen durch Großprojekte verloren. Eine intensive Begrünung des Cleantech Innovation Parks kann hier einen gewissen Ausgleich leisten. Sie ist zudem für den Starkregenschutz, das Mikroklima und die Aufenthaltsqualität auf dem Gelände von großer Bedeutung. In Zukunft sollen alle Stadtteile Hallstadts, der Laubanger, Dörfleins, die Innenstadt, Freibad und das Areal um das Einkaufszentrum „market“ über ein sinnvolles und qualitativ hochwertiges Radewegenetz erreichbar sein. Das Areal des Cleantech Innovation Parks kann dafür eine wichtige Rolle spielen und muss in das Radwegenetz in und um Hallstadt eingebunden werden. Die entsprechende Anbindung muss darum frühzeitig bei der Planung im Rahmen eines Gesamtkonzeptes berücksichtigt werden. Wir bedauern, dass die Aufsichtsratszusammensetzung für den Cleantech Innovation Park nicht die Zusammensetzung des Stadtrats und die Gesellschaftsanteile der Stadt Hallstadt widerspiegelt. Das darf nicht dazu führen, dass Hallstadt als wichtigster kommunaler Partner in der Gesellschaft in seinen Interessen nicht ausreichend vertreten ist. Umso wichtiger ist es, dass Hallstadt in alle Schritte des Projekts umfassend eingebunden ist. Wir fordern darum eine transparente und zeitnahe Beteiligung der Bürger:innen mit öffentlichen Informationsveranstaltungen. Die Menschen in Hallstadt müssen die Möglichkeit haben, ihre Ideen einzubringen und einen Mehrwert für sich in diesem Projekt zu erkennen.
  3. Bebauung und Energieversorgung nachhaltig und klimaneutral
    Wir fordern für den Cleantech Innovation Park eine städtebauliche Realisierung, die dem nachhaltigen und klimafreundlichen Bauen gerecht wird und partizipativ umgesetzt wird. Der Zukunftscharakter des Geländes muss sich künftig auch in der Bausubstanz abbilden. Darum müssen die Bestandsgebäude nach dem Green Building Konzept klimaangepasst um und angebaut werden. Einige Arbeiten am Gelände sind bereits im Gange und vergeben. Andere Arbeiten müssen noch ausgeschrieben werden, etwa das Kreativforum. Die Ausschreibung sollte nach den Standards eines Plusenergiehauses erfolgen und mit nachhaltigen Baustoffen umgesetzt werden. Für die noch offenen Punkte der weiteren Entwicklung des Geländes in den nächsten Jahren soll es einen Architekturwettbewerb geben. Dabei müssen neueste energetische Standards und das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen entscheidende Kriterien sein. Spätestens ab 2025 muss der Cleantech Innovation Park mit 100% erneuerbarer Energie versorgt werden. Idealerweise wird ein Großteil der benötigten Energie direkt vor Ort produziert. Dazu soll ein integriertes Strom- und Wärmekonzept geplant und umgesetzt werden.
  4. Gesicherte Finanzierung und nachhaltige Transformation der ganzen Region
    Wir setzen uns dafür ein, dass sowohl der Bund als auch der Freistaat Bayern die zukünftige
    Leuchtturmregion Bamberg unterstützen. Mit dem Förderpaket „Zukunftsinvestitionen der
    Fahrzeughersteller und der Zulieferindustrie“ (§ 35c im Konjunkturpaket) sollen Autozulieferer
    bei ihrem Transformationsprozess hin zur klimaneutralen Mobilitätswirtschaft unterstützt
    werden. Das gilt sowohl für einzelne Unternehmen bei der Transformation als auch für Cluster
    und Zentren, wie dem Cleantech Innovation Park. Für die Autoregion Bamberg ist beides
    relevant. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Fördermittel abgerufen werden und auch
    unserer Region zugutekommen. Abgesehen von der Realisierung des Cleantech Innovation Parks wollen wir insbesondere diejenigen KMU bei der Vergabe der Fördermittel in den Vordergrund rücken (siehe 1.), die auch auf dem Cleantech Innovation Park bei der Produktentwicklung unterstützt werden.
    Hierbei geht es insbesondere um die Erstellung von Projektskizzen, welche die Vorbereitung
    der eigentlichen Antragstellung erleichtern und somit die Erfolgsaussichten auf Förderung
    erhöhen. Die Angebote des Cleantech Innovation Parks sollen die Unternehmen hierbei gezielt
    unterstützen. Es stehen außerdem Landesmittel für die Infrastruktur des Cleantech Innovation Park im
    Raum bzw. wurden versprochen. Wir setzen uns dafür ein, dass diese auch tatsächlich fließen
    und für die Region sinnvoll eingesetzt werden. Grundsätzlich muss die staatliche Förderung an die Überführung der Arbeitsplätze in neue, zukunftsweisende Technologien und Branchen geknüpft werden. Die Konzepte für den Transformationsprozess müssen mit möglichst wenigen sozialen Umbrüchen umgesetzt werden. Die Mitbestimmung und Qualifikation der Arbeitnehmer:innen muss dabei im Zentrum
    stehen.
  5. Muna und Michelin zusammendenken
    Angesichts knapper Flächenressourcen und geteilter Herausforderungen ist es sinnvoll, dass Stadt und Landkreis Bamberg den Transformationsprozess gemeinsam denken und voranbringen. Mehr Mut und Kooperation statt Konkurrenzdenken sind tragfähige Lösungsansätze für den Erhalt eines attraktiven Wirtschaftsstandorts. Die Flächen Michelin (Hallstadt) und Muna (Bamberg) sollten als gemeinsames interkommunales Modell-TWIN-Projekt für nachhaltige, klimafreundliche und innovative Gewerbegebiete entwickelt werden. Gegenseitige Ergänzung und gleichzeitig naturfreundliche und ressourcenschonende
    Umsetzung müssen dafür die Leitplanken sein.